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Dienstag, 3. April 2012

Wo Biergärten und Barock verschmelzen

Franken sind nicht nett. Und sie sprechen komisch. Sie können ein d nicht von einem t, ein b nicht von einem p und ein g nicht von einem k unterscheiden. Wenn sie sich am r versuchen, rollen sie gefährlich mit der Zunge.

Trotzdem lohnt sich ein Ausflug nach Würzburg. Besonders wenn das Wetter schön ist und die Sonne den Main und die Weinberge in goldenes Licht taucht. Wein ist hier wichtig. Wer ins Umland fährt, sieht pittoreske Winzerdörfer. Sommerhausen zum Beispiel - nur ein Katzensprung von der Stadt entfernt, am besten mit dem Fahrrad am Main entlang zu erreichen. Wer mehr Zeit und ein Auto hat, plant einen Tagesausflug nach Volkach oder Sommerach ein.

Aber weit entfernen muss man sich erstmal nicht. In der Stadt selbst gibt es genug zu tun und zu sehen. Würzburg ist ehemaliger Bischofssitz. Einerseits bedeutet das: Kirchen soweit das Auge reicht. Der Dom ist wichtig, wer Stufen steigen will, besucht das Käppele. Die Zwiebeltürme am Hang sind von weitem zu sehen.

Provinzielles Understatement

Bischofsstadt bedeutet auch katholisches «es sich gut gehen lassen» anstelle protestantischem Arbeitsethos. Die Franken sind gesellig, sie feiern gerne, gerne auch feuchtfröhlich auf Weinfesten. Wer sich auf sie einlässt merkt, dass sie nicht wirklich «nicht nett» sind. Sie sind geradeheraus. Wer das akzeptiert, hat es leicht, mit ihnen Kontakt zu knüpfen. Zudem ist Würzburg ein Synonym für Biergartensommer, zum Beispiel in der Stadt am alten Kranen, im Grünen im Sommerlager oder gediegen am Schützenhof.

Die Stadt ist eine gemütliche Mischung aus Bodenständigkeit und kulturbeflissenem Intellekt. Die Würzburger betreiben gepflegtes Understatement wenn sie sich als provinziell bezeichnen. Sie haben die Residenz, Unesco-Weltkulturerbe, erbaut vom berühmten Hofarchitekten und Barockkenner Balthasar Neumann. Sie haben die Festung Marienberg mit Werken des Bildhauers Tilman Riemenschneider, sie haben die Universität. Vor allem aber haben sie Dirk Nowitzki, der größer ist als alle Würzburger und besser Basketball spielt als alle Deutschen.

Kultur gibt’s im Kulturspeicher zu sehen, konkrete Kunst ist dort auf Dauer, daneben wechselnde Sonderausstellungen. Unterhaltsames bieten zahlreiche Kleintheaterbühnen, das Chambinzky  zum Beispiel oder das Theater am Neunerplatz.

Livemusik gibt’s auch. Zum Beispiel im Wunschlos glücklich. Tagsüber steht die kleine Bühne den Kindern der Kneipengäste als Spielfläche zur Verfügung, abends sitzen Besucher gemütlich in Sesseln und lauschen den Tönen.

Ist noch Muße zum Laufen da, gehts an den Stadtstrand, Sternegucken im Liegestuhl. Für eine anschließende Kneipentour empfiehlt sich die Sanderstraße. Urig im Nachtwächter, schick im Loma. Cocktails und Tapas gibt in der Escobar.

Wer sich dann irgendwann auf den Weg nach Hause macht, durch eine lebendig laue Sommernacht, ist wirklich wunschlos glücklich.

Quelle:
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Reisen & Leben News -
Würzburg - Wo Biergärten und Barock verschmelzen

Tags: Deutschland | Dirk Nowitzki | Reise |


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